Die nächste Pandemie kommt bestimmt – aber Versicherungen sind möglich
von fpmi
München, 11.03.2022. Munich Re hat bereits 2017 die Einheit „Epidemic Risk Solutions“ initiiert – lange vor COVID-19! Leiter und Gründer dieser Unit mit Sitz in Singapur ist Dr. Gunther Kraut. Er berichtet aus der Börse München im Rahmen des fpmi business webinars über Pandemien und Versicherungslösungen. Das Risiko lässt sich bis zu einem gewissen Grad managen.
Epidemic Risk Solutions verfügt über ein globales Mandat, arbeitet eng mit der World Bank und anderen internationalen Institutionen zusammen, um Risikotransferlösungen für Pandemien und Epidemien anzubieten, so Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börse und Sprecher der fpmi, bei der Einführung. Und er weist darauf hin, dass Gunther Kraut bereits 2019 vor der erhöhten Gefahr einer schweren Pandemie gewarnt hatte.
Die Erkenntnis ist nicht neu: Epidemien und Pandemien, die von der WHO als „Public Health Emergencies of International Concern (PHEIC)“ eingeschätzt werden, verbreiten sich seit 2007 immer heftiger und immer schneller. Jedes Jahr werden insgesamt um die 200 epidemische Ausbrüche und fünf neu auftretende Infektionskrankheiten gemeldet! Als wesentliche Ursachen nennt Kraut Umweltveränderungen, nicht zuletzt die aus dem Gleichgewicht geratenen Tierpopulationen. Die Verbreitung wird durch die Urbanisierung und die globale Mobilität noch beschleunigt. Insofern stellt Kraut fest, dass COVID-19 kein „Schwarzer Schwan“-Event ist, sondern ein sogenanntes „graues Nashorn“ – riesig, aber bis zu seinem Ausbruch mehr oder weniger ignoriert. Wie groß das Risiko generell ist, das drücken andere Zahlen aus: Derzeit kommen geschätzt etwa 1,7 Mio. unentdeckte Viren in Säugetier- und Vogelwirten vor, von denen etwa ein Drittel die Fähigkeit besitzen sollen, auf den Menschen übertragen zu werden, aber nur 263 Virenspezies sind wirklich klassifiziert!
Kraut berichtet, dass Risikomodellierungsagenturen auch deshalb die Wahrscheinlichkeit für eine ähnlich folgenschwere Pandemie wie COVID-19 in den nächsten zehn Jahren als 22 bis 28 Prozent berechnen – in 25 Jahren sogar 47 bis 57 Prozent!
Trotzdem sieht er die Chance, sich gegen das Pandemie-Risiko zu wappnen, und zwar indem es auf mehrere Schultern verteilt wird. Die Versicherungsbranche allein ist damit überfordert. Der Schulterschluss mit Staaten im Rahmen von Public-Private Partnership-Projekten ist ein Lösungsansatz. Ein zweiter ist die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, insbesondere der WHO, und letztlich kann auch auf den Kapitalmarkt mit Spezialprodukten zurückgegriffen werden. Nur eine derartige und angemessene Risikoteilung, eine Risikotransferierung, macht Pandemie-Risiken versicherbar. Denn durch die Kombination verschiedener Finanzinstrumente werden die Versicherungspolicen für Unternehmen bezahlbar, Staaten müssen das Risiko nicht subventionieren und Kapitalmarktteilnehmer können mit Spezialprodukten risikoadäquate Zinserträge erzielen. Alle Beteiligten können sich dabei auf der „Epidemic Risk Markets“-Plattform von Munich Re treffen.
Mit den Erfahrungen von COVID-19 sieht Kraut weltweit steigende Nachfrage nach maßgeschneiderten Versicherungsprodukten. „Das menschliche Bedürfnis, Negatives zu verdrängen, stellt sich aktuell vermehrt der Realität. Das ist mit Blick auf mathematische Modelle, mit denen weitere Pandemien als wahrscheinlich berechnet sind, sehr zu begrüßen.“
Über das fpmi business webinar
Nach Innen ist die fpmi bestrebt, das bereits enge Netzwerk zwischen ihren Teilnehmern weiter auszubauen. Hierzu dient auch das neue Format des fpmi business webinars, das aktuelle Führungskräfte und die Fachebene als künftige Führungskräfte der teilnehmenden Unternehmen anspricht. Viermal jährlich haben die Vertreter der Teilnehmerunternehmen Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch. Den Kern der Veranstaltung bildet ein Vortrag eines namenhaften Referenten zu finanz- und realwirtschaftlichen Themen mit anschließender Diskussion.
Über die Finanzplatz München Initiative:
Bayern mit seinem Zentrum München ist einer der bedeutendsten Finanzplätze Europas, der größte Versicherungsplatz Deutschlands, der zweitgrößte deutsche Bankenstandort und führend für Private Equity, Venture Capital, Leasing sowie Asset Management. In der Finanzplatz München Initiative haben sich alle wichtigen Unternehmen, Verbände, Institutionen sowie wissenschaftliche und staatliche Einrichtungen aus der Finanzbranche zusammengeschlossen, um mit einer Stimme zu sprechen. Gegründet 2000 unter maßgeblichem Engagement des bayerischen Wirtschaftsministeriums zählt die Initiative heute fünfzig branchenübergreifende Teilnehmer und damit mehr als jede andere Finanzplatzinitiative in Deutschland.
Kontakt:
Dr. Nikolaus Faulstroh
c/o Bayerische Börse AG
Karolinenplatz 6, 80333 München
Telefon: 089 549045-0
Mail: kontakt@fpmi.de